Hurra, wir suchen einen Management-Coach. Hochschulstudium wird vorausgesetzt, BWL oder Jura, Coachingausbildung ist WÜNSCHENSWERT, aber nicht Bedingung. Ja geht’s noch!? Nein! Coachingkompetenz wird einem nicht in die Wiege gelegt, allen- falls das Talent dazu. Und nein, die Kompetenz erwirbt man auch nicht automatisch nebenbei, während man sich fachlich mit völlig anderen Dingen beschäftigt. Ich putze täglich meine Zähne, bin ich deswegen Zahnarzt? Es ist wirklich Zeit, für eine begriffliche Unterscheidung von Training, Coaching und Beratung! Training und Beratung Beim Training werden Verhaltensweisen für konkrete Situationen optimiert und dann ausprobiert und geübt. Das können Situationen sein wie z.B. Konflikt- oder Verkaufs-gespräche, Präsentationen vor Gruppen, Verkaufsverhandlungen oder Kundentelefonate. Trainings sind eine gute Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen oder optimieren und im Unterschied zu einem Vortrag oder Seminar sind die Teilnehmer aktiv und gestalten den Ablauf mit. Bei Beratung geht es vor allem um Wissensvermittlung zu Themen, bei denen man gut unterscheiden kann zwischen richtig und falsch: Rechtsberatung, Steuerberatung, Wirtschaftsberatung, Prozessberatung, usw. Coaching Im Gegensatz dazu geht es beim Coaching nicht um fehlendes Wissen wie in der Beratung, sondern darum, eigene Interaktionsmuster im Hinblick auf ein bestimmtes Ziel zu optimieren. Dabei arbeitet ein Coach mit denselben Prinzipien und Methoden wie ein Therapeut und umgekehrt. Er verwendet allerdings keine Couch und klassische Psychoanalyse, sondern setzt auf lösungsorientierte, systemisch-konstruktivistische Methoden: der Blickwinkel ist dabei immer auf die beziehungsgestaltenden Auswirkungen in der konkreten Situation gerichtet. Jedes Verhalten wird als anerkennenswerter Lösungsversuch gesehen, auch wenn das Ziel dadurch nicht oder nur zu einem hohen Preis erreicht wird. Werkzeuge Die Instrumente für Coaching sind vielfältig und kommen u.a. aus der Philosophie, der Psychologie, dort vor allem aus den therapeutischen Ansätzen der Gestalt-, Hypno-, Familien-, Gesprächs-, und systemischen-konstruktivistischen Therapie. Arbeit mit Submodalitäten und Glaubenssystemen, Reframing und zirkuläre Fragetechniken, Verwendung von Metaphern, Skalierung und Unterschiedsbildung, systemische Strukturaufstellungen, Stühlearbeit, Wahrnehmungs-Positionen-Technik, paradoxe Interventionen und die Arbeit mit dem „Inneren Team“, um nur einige zu nennen. Spätestens jetzt sollte klar sein, dass professionelles Coaching mehr ist als Zuhören und Tipps geben, wie es z.B. bei Mentoring der Fall ist. Deshalb sollte ein Coach auch über eine fundierte, psychosoziale Ausbildung verfügen und unbedingt Selbsterfahrung mit eigenen Prozessen hinter sich haben. Regelmäßige Fortbildung und Supervision (Coaching für Coaches) sind im Rahmen einer professionellen Entwicklung von Coaching-Kompetenz unerlässlich. Coach, Trainer oder Berater? Manchmal kann es nötig sein, auf der Ebene von Fähigkeiten neues Verhalten zu trainieren. Der Coach bringt dann sein Wissen ein, ist Sparringspartner und gibt Rückmeldungen. Er agiert dann aber als Trainer, nicht als Coach. Bei manchen Themen kann ein Coaching auch in Beratung übergehen. Dann wechselt der Coach die Ebene und wird zum Berater, z.B. beim Finden von geeigneten Organisations- oder Personal-entwicklungsmaßnahmen für den Klienten und das Unternehmen. Missbrauch Coaching Coaching kann nur funktionieren, wenn der Klient freiwillig daran Teil nimmt und bereit ist, sich dem Coach zu öffnen und an den eigenen Themen zu arbeiten. Bezahlt das Unternehmen für das Coaching, sollte es sich über folgendes bewusst sein: Coaching ist Arbeit am Menschen, der Mensch ist Teil des Unternehmens. Somit hat Coaching immer Auswirkungen auf das Unternehmen. Welche, bestimmt aber alleine der Klient, indem er das Thema wählt, an dem er bereit ist zu arbeiten. Zielvorgaben und Erwartungen seitens des Unternehmens an ein Business-Coaching zeigen: man hat Coaching nicht verstanden. Und: Coaching ist nicht der Reparaturbetrieb für unfähige Führung! Aber man könnte natürlich mit den Führungskräften arbeiten ...... pardon coachen.